Beim Frühstück treffe ich zwei echte Pilger. Sie wandern heute noch nach Mariazell. Ihre Rucksäcke wiegen um die 20 Kilo – mit Zelt, Schlafsack und allem Pipapo. Hut ab! So ein Gewicht auf dem Rücken mag ich mir gerade gar nicht vorstellen.
Ich reise mit leichtem Gepäck, habe nur das Notwendigste dabei. Und ich genieße es. Im Rucksack bleibt‘s übersichtlich und das tägliche Packen artet nicht aus. Nach langen Tagen bin ich für den leichten Begleiter auf meinem Rücken ziemlich dankbar.
Die einzigen „Luxusgegenstände“, die ich mir gönne, sind ein handliches Buch und meine Spiegelreflexkamera. Auf ersteres könnte ich auch gut verzichten, fallen die Augen nach zwei Sätzen eh meist zu. Zweitere möchte ich allerdings nicht missen.
Der Tag startet, wie der gestrige endete – im Schnee. Nur heute verfluche ich ihn tatsächlich recht schnell, versinke ich doch nicht allzu selten bis zum Knie in dem weißen Zeug. Ich krame meine rosarote Sonnenbrille heraus und schon schaut die Welt ganz andern aus.
Im weiteren Verlauf komme ich gewohnt gut voran – bis zum letzten Anstieg des Tages. Ich merke, dass das Bewegen im Tiefschnee in der Früh viel Kraft gekostet hat und nun seinen Tribut zollt. Ich quäle mich bergauf durch den Wald, durch Schnee, irgendwie an umgestürzten Bäumen, die den Weg versperren, vorbei. Eigentlich froh, endlich oben zu sein, führt mich der abschließende Abstieg wieder durch teils knietiefen Schnee. Da hilft die rosarote Brille auch nur noch so semi. Allerdings muss ich über einen Gedanken von heute Morgen schmunzeln: einen 20 Kilo schweren Rucksack kann ich mir jetzt ganz und gar nicht vorstellen.
Etappe 5: von Annaberg nach Langau-Meierhöfen; 34 Kilometer, 1030 Höhenmeter bergauf, 1320 Höhenmeter bergab