Es ist mittlerweile einige Wochen her, dass ich in Tirol manchen Abschnitt unserer neuen Alpenüberquerung erkunde. Genauer gesagt an dem Tag Ende Oktober, an dem die partielle Sonnenfinsternis stattfindet – sicher auch aufgrund dessen ein Tag mit einer besonderen Energie. Bei noch spätsommerlichen Temperaturen bin ich in der imposanten Kulisse der Kalkkögel unterwegs.
Aber was mich an diesem Tag völlig verreinnahmt sind in erster Linie nicht das großartige Panorama oder das seltene Ereignis einer Sonnenfinsternis. Die kleinen, oder besser gesagt die vermeintlich kleinen Dinge ziehen mich komplett in ihren Bann und lassen mich an diesem Tag vor lauter Staunen und Spüren nur sehr langsam vorwärts kommen.
Zunächst fällt mir ein völlig von Bartflechten umsäumter Baum auf. Diese Symbiose aus Pilz und Alge zeigt sich in Regionen mit exzellenter Luftqualität. Ein guter Grund innzuhalten, ganz bewusst zu atmen. Kurze Zeit später wandere ich über vollends mit Preisel- und Heidelbeersträuchern und Wacholdergewächsen übersäte Hänge. Und es finden sich sogar noch die letzten Früchte des Herbstes. Wenn du schon mal eine Wacholderbeere direkt vom Berg gekostet hast, muss ich dir nicht erzählen, dass diese nichts mit den schwarzen runden Dingern, die man immer aus dem Sauerkraut aussortiert, gemein haben. Nach der Stärkung an den heimischen Früchten schweife ich fast wie im Rausch (nein, narrische Schwammerln waren keine dabei) weiter durch etliche Zirbenbestände und kann mein Glück ob so vieler Eindrücke und Wahrnehmungen kaum fassen.
Nachhaltig wirkende Momente und tolle Erlebnisse in den Bergen und in der Natur, von denen ich lange zehre, habe ich glücklicherweise regelmäßig. Dennoch überraschen micht solche Tage, wie dieser Ende Oktober, in denen ich völlig in die Natur eintauche, abtauche und versinke. Ein wenig erinnert mich dieses Gefühl an eine Etappe auf meiner Wanderung von Wien nach Salzburg, auf der ich in doch etwas unerwartet tiefem Winter gelandet bin.
Wann hat dich die Natur zuletzt so richtig geflasht?